Die osmotische Lücke im Stuhl

Die osmotische Lücke im Stuhl ist ein Maß für den Unterschied zwischen den gelösten Stoffen im Serum und im Stuhl, das zur Unterscheidung verschiedener Durchfallursachen verwendet wird.

Der Stuhl befindet sich normalerweise im osmotischen Gleichgewicht mit dem Blutserum, das der menschliche Körper zwischen 290-300 mOsm/kg aufrechterhält. Die gelösten Stoffe, die zu diesem Wert beitragen, sind jedoch unterschiedlich. Das Serum besteht hauptsächlich aus Natrium- und Kaliumsalzen (wie in den Formeln für die Serumosmol-Lücke und die Anionenlücke angegeben), während der Verdauungstrakt erhebliche Mengen anderer Verbindungen enthält. Die osmotische Lücke des Stuhls ist ein Maß für die Konzentration dieser anderen Verbindungen.

Die osmotische Lücke des Stuhls wird berechnet als 290 mOsm/kg – 2 × (Na + K des Stuhls). 290 mOsm/kg ist die angenommene Osmolalität des Stuhls, und die gemessene Konzentration der Natrium- und Kaliumkationen wird verdoppelt, um die entsprechenden Anionen zu berücksichtigen, die vorhanden sein müssen.

Eine normale Lücke liegt zwischen 50 und 100 mOsm/kg, entsprechend der Konzentration anderer gelöster Stoffe wie Magnesiumsalze und Zucker.

Eine niedrige osmotische Lücke im Stuhl deutet auf eine sekretorische Diarrhoe hin, bei der der Verdauungstrakt hyperpermeabel ist und Elektrolyte verliert, während eine hohe Lücke auf eine osmotische Diarrhoe hindeutet, bei der der Verdauungstrakt nicht in der Lage ist, gelöste Stoffe aus dem Speisebrei zu absorbieren, entweder weil der Verdauungstrakt hypopermeabel ist (z. B. aufgrund einer Entzündung) oder weil nicht resorbierbare Verbindungen (z. B. Bittersalz) vorhanden sind. Der Grund dafür ist, dass bei sekretorischer Diarrhöe die ausgeschiedenen Natrium- und Kaliumionen einen größeren Anteil an der Stuhlosmolalität ausmachen, während bei osmotischer Diarrhöe andere Moleküle, wie nicht resorbierte Kohlenhydrate, stärker zur Stuhlosmolalität beitragen.

Zu den Ursachen einer osmotischen Diarrhoe mit hoher osmotischer Lücke (>100 mOsm/kg) gehören Zöliakie, chronische Pankreatitis, Laktasemangel, Laktulose, Gebrauch/Missbrauch osmotischer Abführmittel und Morbus Whipple.

Zu den Ursachen einer sekretorischen Diarrhoe mit geringer osmotischer Lücke (<50 mOsm/kg) gehören toxinvermittelte Ursachen (Cholera, enterotoxigene Stämme von E. coli) und Sekretagoga wie vasoaktive intestinale Peptide (z. B. von einem VIPoma). Zu den seltenen Ursachen gehören Gastrinom, medulläres Schilddrüsenkarzinom (das überschüssiges Calcitonin produziert), fiktive Diarrhöe durch Missbrauch nicht-osmotischer Abführmittel und Zottenadenom.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.