Leben
Telemann war der Sohn eines protestantischen Pfarrers und erhielt eine gute Allgemeinbildung, aber keinen eigentlichen Musikunterricht. Obwohl er schon früh eine große musikalische Begabung zeigte, wurde er von seiner Familie davon abgehalten, Berufsmusiker zu werden, was zu dieser Zeit weder ein attraktiver noch ein lohnender Beruf war. Als Autodidakt erlernte er jedoch das Komponieren und das Spielen so unterschiedlicher Musikinstrumente wie Violine, Blockflöte, Oboe, Viola da Gamba, Chalumeau und Clavier. 1701 immatrikulierte er sich an der Universität Leipzig als Jurastudent, aber die musikalischen Aktivitäten überwogen bald und sollten ihn für den Rest seines Lebens beschäftigen.
Leipzig wurde zum Sprungbrett für Telemanns musikalische Karriere. Die dortige Stadtverwaltung erkannte, dass der junge Heißsporn neben seiner musikalischen Begabung auch über außergewöhnliche Energie, Fleiß und Organisationstalent verfügte. Sie beauftragten ihn, dem Organisten der Thomaskirche, Johann Kuhnau, bei der Komposition von Kirchenkantaten für abwechselnde Sonntage zu helfen, und gaben ihm auch eine Stelle als Organist an der Universitätskapelle Neuenkirche. Telemann reorganisierte das collegium musicum, die studentische Musikgesellschaft, zu einem effizienten Amateurorchester, das öffentliche Konzerte gab (damals eine Neuheit), und wurde Direktor der Leipziger Oper, für die er auch komponierte. Telemanns nächste Positionen waren an zwei Fürstenhöfen: zunächst als Kapellmeister in Sorau (heute Żary, Polen; 1705-08), dann als Konzertmeister (erster Geiger) und später als Kapellmeister in Eisenach (1708-12). Durch das Spielen, Dirigieren, Studieren und Komponieren erwarb er die musikalischen Kenntnisse, die praktischen Erfahrungen und die Fähigkeit zu komponieren, die für die Übernahme der Musikdirektion in Frankfurt am Main (1712-21) und Hamburg (1721-67) von entscheidender Bedeutung waren. In Frankfurt war er Musikdirektor zweier Kirchen und verantwortlich für die offizielle Musik der Stadt. Wie in Leipzig reorganisierte er das Collegium Musicum der Studenten und gab mit der Gruppe öffentliche Konzerte. In Frankfurt begann Telemann mit der Veröffentlichung von Musik, die ihn nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland berühmt machte. Als Musikdirektor von Hamburg, einer der herausragenden musikalischen Positionen seiner Zeit, versorgte er die fünf Hauptkirchen mit Musik, leitete die Hamburger Oper und wirkte als Kantor an der renommierten humanistischen Schule, dem Johanneum, wo er auch als Musiklehrer tätig war. Auch in Hamburg leitete er ein collegium musicum und veranstaltete öffentliche Konzerte. 1729 lehnte er einen Ruf zur Organisation eines deutschen Orchesters an den russischen Hof ab. Auch ein Angebot der Leipziger Stadtverwaltung, die Nachfolge Kuhnaus als Organist an der Thomaskirche anzutreten, hatte er 1722 abgelehnt. Dieses Angebot, das ihm 17 Jahre zuvor von den Behörden für den Fall von Kuhnaus Tod gemacht worden war, zeugte von der hohen Wertschätzung, die selbst dem jungen Telemann entgegengebracht wurde. (Nach Telemanns Ablehnung fiel die Stelle an Johann Sebastian Bach.) Neben all seinen Aktivitäten in Hamburg belieferte er (vertraglich) auch die Höfe von Eisenach und Bayreuth sowie die Stadt Frankfurt mit Musik und veröffentlichte weiterhin seine Kompositionen.
Als Meister der wichtigsten Stile seiner Zeit – deutsch, italienisch und französisch – konnte er mit Leichtigkeit und fließend in jedem von ihnen schreiben und nahm oft Einflüsse polnischer und englischer Musik auf. Er komponierte sowohl für die Kirche als auch für die Oper und das Konzert. Seine Musik war natürlich in der Melodie, kühn in den Harmonien, beschwingt im Rhythmus und schön orchestriert. Ob tiefgründig oder witzig, ernst oder leicht, es mangelte ihr nie an Qualität oder Vielfalt. Telemanns gedruckte Kompositionen umfassen mehr als 50 Werke, darunter (jedes als ein Werk zählend) die berühmte Sammlung Musique de table (veröffentlicht 1733; enthält drei Orchestersuiten, drei Konzerte, drei Quartette, drei Trios und drei Sonaten); die erste Musikzeitschrift, Der getreue Music-Meister (1728-29; enthält 70 Kompositionen); Der harmonische Gottesdienst (1725-26; 72 Kirchenkantaten); und 36 Fantasien für Cembalo.
Abgesehen von einer kurzen Reise nach Frankreich (1737-38), wo er begeistert aufgenommen wurde, hat Telemann Deutschland nie verlassen. Er heiratete zweimal und hatte acht Söhne und drei Töchter. Seine erste Frau starb jung im Kindbett; seine zweite Frau brannte mit einem schwedischen Offizier durch und hinterließ Telemann mit einer Schuld von 3.000 Talern. Er war nicht nur ein produktiver Komponist, sondern auch ein eifriger Schriftsteller; seine beiden Autobiographien von 1718 und 1739 sind vergleichsweise gut dokumentiert. Nach dem Tod seiner ersten Frau veröffentlichte er ein langes Gedicht, und viele Worte in seinen Vokalkompositionen stammten aus seiner eigenen Feder. Besonders erwähnenswert sind Telemanns zahlreiche Vorworte zu Sammlungen seiner Musik, die eine Vielzahl praktischer Ratschläge zur Aufführung seiner Kompositionen (wie auch der seiner Zeitgenossen) enthalten. Er war mit Bach und Händel befreundet und stand Pate für Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel, der nach Telemanns Tod im Alter von 86 Jahren das Amt des Hamburger Musikdirektors übernahm.