Kurz gesagt:
Anti-HBs-Antikörper im Blut zeigen an, dass der untersuchte Patient entweder eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) erfolgreich durchgemacht hat oder wirksam gegen das HBV-Virus geimpft wurde. Seit 1995 wird von der STIKO (ständige Impfkommission) eine Grundimmunisierung gegen HBV bereits im Säuglings- und Kleinkindalter, spätestens jedoch bis zum 18. Lebensjahr empfohlen.
Infektionswege bei Hepatitis B
Eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) erfolgt in den allermeisten Fällen „parenteral“. Das bedeutet, dass das Virus nicht über den Verdauungstrakt in den Körper gelangt, sondern auf andere Weise in den Blutkreislauf eines Menschen eindringt. Das kann bei einer Übertragung von Blut oder Blutprodukten geschehen. Mittlerweile werden Blutprodukte und -konserven aber sehr genau getestet, so- dass das Risiko hierzulande sehr gering ist. Manchmal gelangt HBV auch durch verunreinigte Instrumente ins Blut – zum Beispiel Nadeln oder Spritzen bei Drogengebrauch oder durch Nadelstichverletzungen bei medizinischem Personal. Über die Hälfte der Erkrankungen wird jedoch durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Hat sich eine Schwangere mit HBV infiziert, besteht außerdem ein hohes Risiko, dass sie das Virus in der Zeit vor oder im Umfeld der Geburt an ihr Kind weitergibt.
Verlauf einer Hepatitis-B-Infektion
Hepatitis-B-Infektionen können ganz unterschiedlich verlaufen. Bei Erwachsenen mit normaler Immunabwehr ist die Infektion in circa 65 Prozent der Erkrankungsfälle symptomlos und heilt aus. Etwa 30 Prozent führen zu einer akuten Leberentzündung, jedoch ebenfalls mit vollständiger Ausheilung. Sehr selten gibt es schwere, tödliche Verläufe.
Das Risiko, dass sich eine chronische Infektion entwickelt, beträgt für Erwachsene mit einem gesunden Immunsystem nur ungefähr fünf Prozent. Bei immungeschwächten Erwachsenen sowie bei Säuglingen und Kleinkindern steigt das Risiko aber auf bis zu 70 Prozent an.
Am höchsten ist die Gefahr bei einer Infektion im Umfeld der Geburt. Hier entwickelt sich in über 90 Prozent der Fälle beim Neugeborenen eine chronische Hepatitis B. Es kann zu einer fortschreitenden Entzündung der Leber kommen, die mit einem erhöhten Risiko für eine Leberzirrhose und eine Krebserkrankung der Leber (Leberzellkarzinom) einhergeht.
Akute Hepatitis-B-Infektion: Was passiert im Blut?
In der ersten Phase der Infektion sind zunächst Bestandteile des Virus (Virus-Antigene) im Blutserum nachweisbar: Dazu gehört unter anderem das HBs-Antigen. Es handelt sich um ein Eiweiß, das auf der Oberfläche des Virus sitzt. Außerdem findet sich das HBc-Antigen – ein Eiweiß aus dem Inneren des Virus, das auch in die Umgebung, ins Blut, abgegeben (sezerniert) werden kann. Die sezernierte Form des HBc-Antigens heißt HBe-Antigen. Der Körper reagiert auf die Infektion, indem er Abwehrstoffe gegen das Virus bildet – sogenannte Antikörper. Zunächst entstehen sogenannte Immunglobulin-M-(IgM)-Antikörper gegen das HBc-Antigen. IgM-Antikörper dienen der akuten Infektabwehr und verschwinden im Verlauf einiger Monate wieder aus dem Blut.
Gleichzeitig beginnt das Immunsystem, eine weitere Sorte Antikörper gegen HBc zu produzieren – sogenannte Immunglobulin-G-(IgG)-Antikörper. IgG-Antikörper bleiben als Zeichen des sogenannten immunologischen Langzeitgedächtnisses jahrelang, häufig ein Leben lang im Blut nachweisbar. Sie deuten auf eine akute, chronische oder früher abgelaufene Hepatitis B hin.
Meistens bestimmt das Labor zunächst den Gesamtwert der IgG- und IgM-Antikörper gegen HBc: Anti-HBc (IgM + IgG).
Ist dieser Wert auffällig, folgt der Test auf Anti-HBc-IgM allein.
Anti-HBe-Antikörper werden im Verlauf der Infektion gebildet und gelten als prognostisch günstiges Zeichen.
Sobald Anti-HBs-Antikörper auftreten, signalisieren sie in der Regel eine Ausheilung der Hepatitis-B-Infektion. Virusantigene sind dann nicht mehr nachweisbar, und man spricht von einer Serokonversion. Damit ist der Betroffene gegen eine erneute Infektion mit Hepatitis-B-Viren geschützt.
Was beobachtet man nach einer Impfung?
Bei einer Impfung gegen Hepatitis B spritzt der Arzt meist gentechnisch hergestellte Bestandteile der Virusoberfläche, also ein künstlich hergestelltes HBs-Antigen. Das Immunsystem produziert nur Antikörper gegen diese Bestandteile, die Anti-HBs-Antikörper. Im Gegensatz zu einer durchgemachten Infektion mit Hepatitis-B-Viren sind deshalb im Blut keine IgG-Antikörper gegen HBc nachweisbar.
Von einem ausreichenden Impfschutz geht man bei einem Antikörpertiter von über 100 IE/l aus. Es wird vermutet, dass die Immunität normalerweise über sehr lange Zeit besteht. Nach erfolgreicher Grundimmunisierung, die der Arzt anhand des Anti-HBs-Antikörpertiters feststellt, ist normalerweise keine spätere Auffrischimpfung erforderlich. Für Angehörige von Risikogruppen, zum Beispiel medizinisches Personal, gelten andere Regeln.
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