Psalm 22 Bibelkommentar

Kurzfassung

Kapitelinhalt

Klagen über Entmutigung. (1-10) Mit Gebet um Befreiung. (11-21) Lobpreisungen für Barmherzigkeit und Erlösung. (22-31)

Kommentar zu Psalm 22:1-10

(Lies Psalm 22:1-10)

Der Geist Christi, der in den Propheten war, bezeugt in diesem Psalm klar und deutlich die Leiden Christi und die Herrlichkeit, die folgen sollte. Wir haben eine traurige Klage über Gottes Rückzug. Dies kann auf jedes Kind Gottes angewandt werden, das niedergedrückt und von Kummer und Schrecken überwältigt wird. Geistliche Entbehrungen sind die schmerzlichsten Bedrängnisse der Heiligen; aber selbst ihre Klage über diese Lasten ist ein Zeichen geistlichen Lebens und geübter geistlicher Sinne. Wenn wir rufen: „Mein Gott, warum bin ich krank, warum bin ich arm?“, so zeugt das von Unzufriedenheit und Weltlichkeit. Aber: „Warum hast du mich verlassen?“ ist die Sprache eines Herzens, das sein Glück an Gottes Gunst bindet. Dies muss auf Christus angewendet werden. Mit den ersten Worten dieser Klage schüttete er seine Seele vor Gott aus, als er am Kreuz hing (Matthäus 27,46). Als echter Mensch verspürte Christus einen natürlichen Widerwillen, so große Schmerzen zu ertragen, doch sein Eifer und seine Liebe setzten sich durch. Christus erklärte die Heiligkeit Gottes, seines himmlischen Vaters, in seinen schwersten Leiden; ja, er erklärte sie als einen Beweis dafür, wofür er von seinem Israel immer wieder gepriesen werden würde, mehr als für alle anderen Erlösungen, die sie erhielten. Keiner, der auf dich hoffte, wurde seiner Hoffnung zuschanden; keiner, der dich suchte, suchte dich vergeblich. Hier ist eine Klage über die Verachtung und den Tadel der Menschen. Der Heiland spricht hier von dem elenden Zustand, in den er versetzt wurde. Die Geschichte der Leiden Christi und seiner Geburt erklärt diese Prophezeiung.

Kommentar zu Psalm 22:11-21

(Lies Psalm 22:11-21)

In diesen Versen haben wir Christus, der leidet, und Christus, der betet; dadurch werden wir angewiesen, nach Kreuzen Ausschau zu halten und unter ihnen zu Gott aufzuschauen. Die Art und Weise, wie Christus starb, wird beschrieben, obwohl sie bei den Juden nicht üblich war. Sie durchbohrten seine Hände und Füße, die an den verfluchten Baum genagelt wurden, und sein ganzer Körper wurde so hängen gelassen, dass er die schwersten Schmerzen und Qualen erleiden musste. Seine natürliche Kraft versagte, er wurde vom Feuer des göttlichen Zorns, das seinen Geist befiel, verzehrt. Wer kann schon vor Gottes Zorn bestehen, oder wer kennt seine Macht? Das Leben des Sünders war verwirkt, und das Leben des Opfers musste das Lösegeld für ihn sein. Unser Herr Jesus wurde entkleidet, als er gekreuzigt wurde, damit er uns mit dem Gewand seiner Gerechtigkeit bekleidet. So steht es geschrieben, und so musste Christus leiden. Das alles soll uns in unserem Glauben an ihn als den wahren Messias bestärken und unsere Liebe zu ihm als dem besten aller Freunde erregen, der uns geliebt und all dies für uns erlitten hat. Christus betete in seinem Todeskampf, betete inständig, betete, dass der Kelch von ihm abfließe. Wenn wir uns nicht an Gott als unserem Lied erfreuen können, so lasst uns doch an ihm als unserer Stärke festhalten und den Trost geistlicher Stützen annehmen, wenn wir keine geistlichen Freuden haben können. Er betet darum, vom göttlichen Zorn befreit zu werden. Er, der befreit hat, befreit und wird es auch tun. Wir sollten an die Leiden und die Auferstehung Christi denken, bis wir in unserer Seele die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden spüren.

Kommentar zu Psalm 22:22-31

(Lies Psalm 22:22-31)

Der Heiland spricht nun als von den Toten auferstanden. Die ersten Worte der Klage wurden von Christus selbst am Kreuz gebraucht; die ersten Worte des Triumphes werden ausdrücklich auf ihn angewandt, Hebräer 2,12. Alle unsere Lobpreisungen müssen sich auf das Werk der Erlösung beziehen. Das Leiden des Erlösers wurde gnädig als volle Genugtuung für die Sünde angenommen. Obwohl es für sündige Menschen geopfert wurde, hat der Vater es um unseretwillen weder verachtet noch verabscheut. Dies sollte der Grund für unsere Danksagung sein. Alle demütigen, gütigen Seelen sollten in ihm eine volle Befriedigung und Glückseligkeit finden. Diejenigen, die nach der Gerechtigkeit in Christus hungern und dürsten, werden sich nicht um das bemühen, was nicht satt macht. Diejenigen, die viel beten, werden viel danken. Diejenigen, die sich zu Gott wenden, werden das Gewissen haben, vor ihm zu beten. Jede Zunge soll bekennen, dass er der Herr ist. Hohe und Niedrige, Reiche und Arme, Gebundene und Freie treffen sich in Christus. Da wir unsere eigenen Seelen nicht am Leben erhalten können, ist es unsere Weisheit, durch gehorsamen Glauben unsere Seelen Christus anzuvertrauen, der sie retten und für immer am Leben erhalten kann. Ein Same soll ihm dienen. Gott wird eine Kirche in der Welt haben bis zum Ende der Zeit. Sie werden ihm für eine Generation angerechnet werden; er wird für sie derselbe sein, der er für diejenigen war, die vor ihnen gingen. Seine Gerechtigkeit, und nicht irgendeine ihrer eigenen, werden sie zur Grundlage all ihrer Hoffnungen und zur Quelle all ihrer Freuden erklären. Die Erlösung durch Christus ist das eigene Werk des Herrn. Hier sehen wir die freie Liebe und das Erbarmen Gottes, des Vaters, und unseres Herrn Jesus Christus für uns unglückliche Sünder als die Quelle aller Gnade und allen Trostes; das Beispiel, dem wir folgen sollen, die Behandlung, die wir als Christen zu erwarten haben, und das Verhalten, das wir dabei an den Tag legen sollen. Jede Lektion kann hier gelernt werden, die der gedemütigten Seele nützen kann. Diejenigen, die sich bemühen, ihre eigene Gerechtigkeit herzustellen, sollen sich fragen, warum der geliebte Sohn Gottes so leiden musste, wenn ihre eigenen Taten die Sünde sühnen konnten. Der gottlose Professor möge überlegen, ob der Heiland das göttliche Gesetz so geehrt hat, um sich das Vorrecht zu erkaufen, es zu verachten. Die Unvorsichtigen sollen gewarnt werden, vor dem kommenden Zorn zu fliehen, und die Zitternden sollen ihre Hoffnung auf diesen barmherzigen Erlöser setzen. Der Gläubige, der in Versuchung und Bedrängnis ist, soll freudig ein glückliches Ende jeder Prüfung erwarten.

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