Whitney M. Young, Jr., (geb. 31. Juli 1921, Lincoln Ridge, Ky., USA – gest. 11. März 1971, Lagos, Nigeria), wortgewandter US-amerikanischer Bürgerrechtsführer, der während seiner zehnjährigen Amtszeit als Leiter der National Urban League (1961-71), der weltweit größten Organisation für soziale Bürgerrechte, eine Vorreiterrolle bei der Durchsetzung der Chancengleichheit für Schwarze in der US-amerikanischen Wirtschaft und im Staatsdienst spielte. Sein Eintreten für einen „Domestic Marshall Plan“ – massive Mittel zur Lösung der Rassenprobleme Amerikas – soll die von den Regierungen der Demokratischen Partei in Washington (1963-69) geförderten bundesstaatlichen Armutsprogramme stark beeinflusst haben.
Nach dem Armeedienst im Zweiten Weltkrieg verlegte Young sein berufliches Interesse von der Medizin auf die Sozialarbeit, in der er an der Universität von Minnesota (1947) seinen M.A. machte. Er begann als Direktor für Arbeitsbeziehungen bei der Urban League in St. Paul, Minnesota. (1947-50) und wechselte dann nach Omaha, Nebraska, wo er als Exekutivsekretär tätig war (1950-54). Als er 1954 zum Dekan der School of Social Work der Universität von Atlanta (Georgia) ernannt wurde, war er maßgeblich an der Verbesserung der Beziehungen zwischen Stadt und Universität beteiligt.
1961 wurde Young zum Geschäftsführer der National Urban League ernannt und erwarb sich einen beeindruckenden Ruf als nationaler schwarzer Aktivist, der dazu beitrug, die Kluft zwischen weißen Politikern und Wirtschaftsführern und armen Schwarzen und Aktivisten zu überbrücken. Unter seiner Leitung wuchs die Organisation von 60 auf 98 Sektionen und verlagerte ihren Schwerpunkt von den Anliegen der Mittelschicht auf die Bedürfnisse der städtischen Armen. Es wurde ihm besonders angerechnet, dass er fast im Alleingang die amerikanischen Unternehmen und großen Stiftungen davon überzeugte, die Bürgerrechtsbewegung durch finanzielle Beiträge zur Unterstützung von Selbsthilfeprogrammen für Arbeitsplätze, Wohnraum, Bildung und Familienrehabilitation zu unterstützen.
Young, der sowohl für Präsident John F. Kennedy als auch für Präsident Lyndon B. Johnson als Berater in Rassenfragen tätig gewesen war, befand sich zum Zeitpunkt seines Todes in Nigeria auf einer von der Ford Foundation gesponserten Konferenz zur Förderung der afroamerikanischen Verständigung.