Der bermudische Akzent ist tatsächlich unverwechselbar, und wenn man Muttersprachlern aufmerksam zuhört – vor allem in einem informellen Kontext – wird man feststellen, dass er bestimmte karibische Züge hat. Bei Wörtern wie ‚ask‘ und ‚the‘ ist er besonders ausgeprägt. Sie haben zwar Recht, dass es sehr nach einem amerikanischen Akzent klingen kann, aber Bermuda hat auch seine eigene Mundart, die dazu beiträgt, dass es unverwechselbar wird. Der Dialekt ist leider noch zu wenig erforscht, aber Linguisten und Historiker sind sich einig, dass er ganz offensichtliche portugiesische, englische, amerikanische und karibische Einflüsse aufweist. Die amerikanischen Eigenschaften, die Sie heraushören, könnten damit zu tun haben, wie sehr die amerikanische Kultur heute die Insel durchdringt, aber auch damit, dass sie Ihnen durch Ihren eigenen Kontakt mit der amerikanischen Kultur vertraut sind.
Man sollte auch bedenken, dass die ersten Siedler Bermudas dieselben Engländer waren, die auch die späteren Vereinigten Staaten besiedelten und ihren eigenen Akzent mitbrachten, der sich zu einer ähnlichen, aber unverwechselbaren Sprechweise entwickelte; als kleine Insel mit einer viel größeren weißen Bevölkerung als in den meisten Teilen der Karibik wird die Entwicklung des bermudischen Akzents logischerweise konsequenter und isolierter verlaufen sein und wahrscheinlich viel mehr von der kolonialen weißen Elite als von der kreolischen Mundart inspiriert worden sein. Da die Bermudas geografisch weit vom Rest der Karibik entfernt sind (und Bermuda sich selbst oft als völlig getrennt von der karibischen Region betrachtet), gab es auch weniger Raum für einen freien kulturellen und sprachlichen Austausch zwischen den Inseln.
Ich denke, ein gutes Beispiel für die Vielfalt und die Eigenheiten des Akzents ist Jennifer Smith, die Premierministerin von Bermuda von 1998 bis 2003. Dies ist eine Rede, die Smith am Vorabend der Wahl 2012 hielt, um die damalige Premierministerin Paula Cox vorzustellen, die die Wahl ankündigen wollte. Wenn Sie genau hinhören, können Sie hören, dass der Akzent manchmal eine gewisse karibische Note hat, während er manchmal eher in Richtung britisches Englisch oder Amerikanisch tendiert. Auch die Rede von Paula Cox später im Video weist ähnliche Merkmale auf.
In der britischen Karibik sind die Akzente übrigens auch recht unterschiedlich. Nehmen Sie zum Beispiel dieses Video von 11:31 bis 12:23 über die Abläufe im Parlament von Trinidad und Tobago; Kamla Persad-Bissessar (die Frau, die zuerst spricht), Esmond Forde (der amtierende Parlamentspräsident) und Herbert Volney (der Mann, der zuletzt spricht) klingen aufgrund der reichen sprachlichen und rassischen Geschichte Trinidads alle recht unterschiedlich. Auch Portia Simpson-Millers jamaikanischer Akzent in ihrer Wahlkampfrede 2011 und Freundel Stuarts bajanischer (Barbados) Akzent in dieser Rede vor dem Global Forum sind, wenn man genau hinhört, recht unterschiedlich. Auf jeden Fall ähnlich, aber unverwechselbar.
(Anmerkung: Ich habe Reden von politischen Führern ausgewählt, weil es sich um Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens handelt, die Menschen außerhalb ihrer Länder am ehesten kennen, und nicht, um eine bestimmte politische Agenda oder Plattform zu befürworten. Und vielleicht lernt ja jemand dabei die wunderbare und faszinierende Welt der karibischen Politik kennen.)